Die Bildung von Schichten und Ablagerungen in Schläuchen stellt ein großes industrielles und gesellschaftliches Problem dar und umfasst sowohl die Entstehung organischer Ablagerungen (z.B. Biofilme, organische Polymere, Ablagerungen von Lebensmitteln wie Fett/Molke) sowie anorganischer Schichten (z.B. Kalk). Von besonderer Relevanz ist die Bildung mikrobieller Biofilme in (trink)wasserführenden Schlauchsystemen. Biofilme führen dort zu einer Verschlechterung der (Trink-)Wasserqualität oder der Gesundheitsgefährdung von Verbrauchern durch die Freisetzung von Keimen, wie z.B. bei der Legionellenfreisetzung aus dem Duschschlauch. Die Schichtbildung in Schläuchen führt zudem in vielen Industriebereichen zu hohen wirtschaftlichen Schäden. Beispiele hierfür sind Veränderungen in der Querschnittsfläche von Schläuchen, die von einer Reduktion der Transportkapazitäten bis hin zu einer kompletten Verstopfung führen können und so industrielle Anlagen (z.B. Kühlschläuche bei Wärmetauschern) oder Haushaltsgeräte (z.B. Wachmaschinen) in ihrer Leistung mindern oder gar zu deren Stillstand führen. Abgelöste Schichtbestandteile können zudem Wartungs- und Sicherheitsprobleme an Pumpen, Ventilen oder anderen Sensoren verursachen. Im häuslichen Umfeld ist der Einfluss von Schichtbildung in Schläuchen direkt am steigenden Energieverbrauch messbar. Ablagerungen mit einer Dicke von rund 1 mm bedeuten beispielsweise einen um 7% erhöhten Energiebedarf.
Zur nicht-invasiven Schichtdetektion in Schläuchen werden bisher optische Verfahren eingesetzt. Diese funktionieren allerdings nur bei transparentem Schlauchmaterial und ungetrübtem Medium, wodurch der Anwendungsbereich sehr stark einschränkt ist. Das nicht-invasive akustische Verfahren, welches vom Institut für Sensor-und Aktortechnik (ISAT) der Hochschule Coburg entwickelt und patentiert wurde, ermöglicht über die flexibel und kraftschlüssig an Schläuche anbringbaren Manschette mit integrierten piezoelektrischen Wandlern für die Erzeugung und Detektion von geführten akustischen Wellen ein online-Condition-monitoring der Bildung von Ablagerungen. Diese Ablagerungen an der Schlauchinnenseite (z.B. durch Biofilmbildung oder Kalk) führen zu einer Änderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit und Signalamplitude der in die Flüssigkeit auskoppelnden Schallwelle. Beide Parameter können äußerst präzise gemessen werden und erlauben Rückschlüsse über die Dicke der Schicht sowie deren mechanischen Eigenschaften.
Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung der von der Hochschule Coburg patentierten Erfindung „Vorrichtung zur Online-Detektion von Ablagerungen auf inneren Oberflächen von flüssigkeitsgefüllten flexiblen Schläuchen / Method and apparatus for investigating a flexible hollow element using acoustic sensors“(EP2419722A1, Status: Veröffentlichung der Erteilung am 02.10.2019). Die vorliegende Erfindung gehört zum Themengebiet „nicht-invasive akustische Verfahren zur Detektion von Ablagerungen“ und zählt damit zu einem der Haupt-Forschungsschwerpunkte des ISAT. Neben dem vorliegen Patent gehören zum selben Themenkreis noch weitere Schutzrechte, von welchen eines bereits als internationales Patent erteilt ist (WO 2010/118793 A1) und das zweite offengelegt wurde (EP 3 486 619 A1). Beide Schutzrechte beinhalten allerdings nicht die Detektion von Ablagerungen in Schläuchen. Diese Lücke schließt die vorliegende Erfindung und deckt damit einen wesentlichen Anwendungsbereich zur nicht-invasiven Detektion von Ablagerungen ab.
Schwerpunkt des geplanten Vorhabens ist die Weiterentwicklung eines nicht-invasiven, von außen an flüssigkeitsführende Schlauchsysteme anbringbaren Sensors zur Messung der Schichtbildung (z.B. Biofilmbildung, Verkalkung, Molkeschichten („TUBEDET-Sensor“). Ausgehend vom aktuellem Entwicklungsstand und Technologiereifegrad (TRL 3 = Nachweis Machbarkeit unter Laborbedingungen erfolgt) soll der nicht-invasive, von außen an flüssigkeitsführende Schlauchsysteme anbringbaren Sensors zur Messung der Schichtbildung mittels der WIPANO-Förderung zu einem Demonstrator mit Elektronik und Software weiterentwickelt werden, was einem Technologiereifegrad von 5-6 entspricht. Dieser Entwicklungsschritt soll dazu beitragen, die von der Hochschule Coburg/ISAT entwickelte und patentierte Technologie zur Messung der Schichtbildung in Schläuchen mit Unterstützung eines externen Dienstleisters (im Fall der Hochschule Coburg die Bayerische Patentallianz) einer Vermarktung durch Partner aus der Industrie zuzuführen oder den Anreiz für die Gründung eines Spin-off-Unternehmens aus der Hochschule zu schaffen
ORCID iD: 0000-0001-8829-1161